Vor fast 20 Jahren habe ich meine erste App entwickelt. Lange bevor das iPhone oder auch Android das Licht der Welt erblicken.
Und kaum zwei Jahre später haben wir damals, die Stadtsparkasse Köln genauer gesagt, auch die erste professionelle Anwendung den Kunden der Sparkasse zur Verfügung gestellt – zur gleichen Zeit war das iPhone wahrscheinlich noch im Design Thinking Labor.
Seit dieser Zeit beschäftige ich mich immer mal wieder mit der Frage, wie sieht die “App Welt” von morgen aus, bzw. wird es überhaupt einen Morgen für mobile Apps geben?
Dabei taucht dann alle paar Jahre auch wieder der sogenannte “Super App”-Begriff auf und entsprechende Überlegungen.
Auch wenn es in Asien schon sehr erfolgreiche Modelle dieses sogenannten “Super-Ansatzes” gibt, in Europa scheint sich das Modell noch nicht durchgesetzt zu haben.
Ist das aber wirklich so? Arbeiten nicht vielleicht schon Parteien an diesem Konzept bzw. entstehen nicht gerade “Super Apps”, ohne dass wir das bewußt wahrnehmen?
Für den Versuch einer Beantwortung dieser Frage möchte ich einen großen Schritt zurück gehen. Viele werden sich nicht mehr erinnern, aber was war denn Eure “Super App” bevor es den Computer und das Handy gab?
Ich hatte zwei “analoge Super-Apps”:
1. Meinen Schlüsselbund und
2. meine Geldbörse.
Ohne diese beiden “Echte Welt Super Apps” einer “Pre-Digitalen Ära” bin ich nicht aus dem Haus gegangen. Vergaß man das eine oder das andere, drehte man um.
So wäre auch meine Definition für eine “Super App” der Jetztzeit. Es wäre die App, die ich nicht zu Hause lassen würde oder könnte, wenn Apps losgelöst vom Handy transportierbar wären.
Und was kann meine Geldbörse und mein Schlüsselbund?
- Es kann mich ausweisen, mit einem entsprechenden Sicherheitsniveau, z.B. einem Personalausweis-Niveau oder mit einem Impfpass (Disclaimer: Meine Frau hat ihren Impfpass DIN4 gestern in weiß zum Anfassen und Falten erhalten 🙂 )
- Es kann zahlen, offline und online – am POS und im Internet – Face to Face, digital und analog (damit auch Geld transportieren im Sinne von Bargeld -> Krypto)
- Es kann Türen öffnen, physische und virtuelle – das klassische Login oder das Öffnen der Haustür
Also müsste die kommende, meine Super App genau diese Capabilities als Basis-Services aufweisen. Und wenn ich mir den aktuellen Markt so anschaue, dann gibt es m.E. noch keine Angebote, die diese Services in einer App vereinen (natürlich auch, weil nicht nur die Technologie nicht reif genug ist/war, sondern vor allem die Regulatorik fehlt bzw. fehlte).
Und solange das nicht der Fall ist, gibt nach meiner Definition keine “Super App”, kann es diese nicht geben. Aber unter Umständen könnte sich das jetzt (schnell) ändern.
Einige Initiativen, private und staatliche, wollen hier, natürlich auch Corona-motiviert, Abhilfe schaffen. Unter dem sogenannten Dach “SSI” werden hier, auch mit aktiver Teilnahme von Frau Bundeskanzlerin Merkel, diverse Aktivitäten gefördert und gefordert.
Ich bin neugierig, wer als Erster den m.E. noch nicht besetzten Platz der “Super App” auf den Handys der Bundesbürger besetzen wird.
Wie wir alle wissen, der App Platz auf dem Handy der Bundesbürger ist sehr begrenzt und auch gut gepflegt.
Da kommt man nicht einfach hin…wissen wir seit 20 Jahren.